Donnerstag, 23. Mai 2013

Der neue Duft wird am Computer entwickelt


Parfumeure entwickeln neue Parfüms am Computer. Die Nase ist für sie nur ein Kontrollwerkzeug. Jobs sind rar, die Konkurrenz ist groß, zeigt der Beruf der Woche. 

Marc vom Endes Kapital ist seine Nase. Er arbeitet als Parfumeur. "Ausschließlich auf meinen Geruchssinn bin ich aber nicht angewiesen", sagt vom Ende, der als Senior Perfumer bei Symrise tätig ist. Auch der Computer kommt zum Einsatz.

"Viele denken, wir stehen in einem Labor mit vielen Fläschchen voller wohlriechender Flüssigkeiten und mixen hier neue Düfte an." Zwar gebe es Labore, in denen die Inhaltsstoffe eines neuen Produkts vermischt und getestet werden.
Marc vom Ende 

 "Ich muss aber nicht jedes Mal ins Labor, um am Rosenöl zu schnuppern, ich kennen die Düfte und weiß, welche Wirkung ich damit erziele", sagt vom Ende.

Daher erfolgt die Entwicklung einer Rezeptur am Computer. In einer umfangreichen Datenbank sind alle wichtigen Infos über die zur Verfügung stehenden Rohstoffe gespeichert. Vom Ende kann die aktuellen Preise einsehen und physikalische Werte sowie chemische Eigenschaften über Rohstoffe abrufen.
Weiteres wichtiges Werkzeug: Seine Erfahrung. Ein erfahrener Parfumeur hat den Duft und die Eigenschaften mehrerer Hundert Rohstoffe im Kopf gespeichert und weiß genau, in welcher Konzentration er welchen Stoff einsetzen muss. 

Gerüche auf der Welt sind unterschiedlich
Die am Computer entwickelte Rezeptur kann er dann per Mausklick an den Auftraggeber schicken. Die kommen aus aller Welt, mal von einem Hersteller aus Indien, mal aus Frankreich oder den USA. Nach Schema F kann vom Ende dabei aber nicht arbeiten. "Ein blumiger Duft, der in Deutschland bei den Kunden gut ankommt, kann in einem anderen Land ein Ladenhüter sein. Blumig ist nicht überall gleich blumig. Die Geschmäcker sind sehr unterschiedlich."

Außerdem muss er wissen, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Soll ein Duft sportlich sein, riecht er anders als ein Duft, der Eleganz transportieren soll. Beim Feintuning kommt schließlich die Nase zum Einsatz. Dann überprüft der Parfumeur, ob der am Computer erstellte Duft auch in der Realität so riecht wie gewünscht. 

"Mal stellt man fest, dass gewisse Stoffe von anderen überlagert werden, oder dass ein Stoff zu dominant ist. Dann muss bei der Rezeptur korrigiert werden. Die Nase ist das Kontrollwerkzeug." Parfumeure benötigen gleich im doppelten Sinne eine gute Spürnase: Sie müssen gut riechen können, müssen aber auch immer ein Gespür für kommende Trends haben.  

Für die Arbeit als Parfumeur ist Neugierde, viel Kreativität sowie Fantasie notwendig. Zudem ist auch Wissen über die Geschmäcker in unterschiedlichen Regionen der Erde wichtig. Viele Bewerber für eine Ausbildung zum Parfumeur kommen aus der chemischen Industrie, haben einen artverwandten Beruf erlernt oder sogar Chemie studiert. Grundkenntnisse der Chemie sind zwar hilfreich im beruflichen Alltag, unbedingte Voraussetzung sind sie aber nicht.
Anders als der ausgeprägte Geruchssinn: Vor Beginn der Ausbildung wird mit einem Tests geprüft, ob bei den Azubis in spe eine Teilanosmie vorliegt – so nennt man eine partiell auftretende, fehlende Wahrnehmung bestimmter Gerüche, etwa im Moschusbereich oder im Sandelholzbereich. Eine Teilanosmie ist ein Ausschlusskriterium für diesen Job.

Die Ausbildung zum Parfumeur ist nicht staatlich anerkannt, die Berufsbezeichnung nicht geschützt. Nur wenige Unternehmen bilden Parfumeure aus, denn die Ausbildung ist teuer. Es besteht aber die Möglichkeit, an dem Institut Supérieur International du Parfum in Paris das Handwerk zu erlernen.

Innerhalb der Ausbildung lernen die angehenden Dufterfinder die Rohstoffpalette kennen und welche Stoffe miteinander vermengt welches Ergebnis hervorrufen. Dabei beginnen die Azubis mit dem Zusammenfügen zweier Stoffe zu einem einfachen Akkord. Der Begriff Akkord steht für das Zusammenfügen mehrerer Duftstoffe zu einem neuen Geruch. Ein fertiger Geruch kann aus mehreren Hundert Stoffen bestehen.

Nach drei Jahren wird eine Prüfung abgelegt. Als Prüfungsinhalte müssen die Auszubildenden nach einer vorgegebenen Aufgabe neue Düfte erarbeiten oder bestehende Düfte nachmachen. Nach erfolgreichem Bestehen dürfen sich die Azubis Junior Parfumeur nennen. Parfumeure sind überwiegend innerhalb branchentypischer Unternehmen beschäftigt. Es gibt schätzungsweise nur etwa 2.000 Parfumeure weltweit, davon arbeiten etwa 50 in Deutschland.

Großer Konkurrenzdruck gehört dazu
Als Schattenseite seines Berufs hat vom Ende bisher lediglich einen Aspekt festgestellt:  "Unsere Arbeit wird immer erfolgsbezogen beurteilt. Ein Auftrag vom Kunden wird meistens mehrfach vergeben, die Kollegen sind immer auch Konkurrenz, gegen die man sich durchsetzen muss."

Davon einmal abgesehen hat vom Ende aber bisher keine negativen Aspekte an seinem Beruf ausmachen können – wohl aber eine kleine Eigenart, die der Job mit sich bringt: "Man achtet immer und überall auf Gerüche." Für vom Ende könnte es keinen schöneren Beruf geben: "Parfüm zu entwickeln, ist keine reine naturwissenschaftliche Tätigkeit. Es passieren in unserem Job viele Dinge, die sich nicht immer erklären lassen. Das und der Kontakt mit den Kunden ist das eigentlich Spannende daran."

                                                                                                           Quelle: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-05/beruf-parfumeur



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