Mittwoch, 19. Dezember 2012

Parfümsommeliers



Liebe Follower, 
wußtet Ihr, dass es nicht nur Wein- und Wassersommeliers gibt, sondern auch Parfümsommeliers? Hier ein interessanter Artikel zu diesem Thema. Viel Spaß!



Es gibt Sommeliers, die in gehobenen Restaurants über den Wein beraten, es gibt seit einigen Jahren sogar Wassersommeliers, die das passende Wasser zum Essen empfehlen - und es gibt in Deutschland rund 80 Parfümsommeliers - das sind diplomierte Duftexperten, die alles über Parfüm wissen (Veröffentlicht am 17.12.2012)
 


Homburg. Es gibt Sommeliers, die in gehobenen Restaurants über den Wein beraten, es gibt seit einigen Jahren sogar Wassersommeliers, die das passende Wasser zum Essen empfehlen - und es gibt in Deutschland rund 80 Parfümsommeliers - das sind diplomierte Duftexperten, die alles über Parfüm wissen. Die Parfüm-Industrie ist alt, schon vor 400 Jahren in Ägypten gab es eine Mischung aus Honig-, Zimt-, Myrrhe- und Zedernoten, Kyphi genannt, die als Räucherwerk verbrannt wurde. 

Das Parfüm, wie wir es heute kennen, kam hauptsächlich aus Frankreich, "aber die führenden Parfümeure waren gar keine Franzosen, sondern Italiener". Das alles weiß Ulrike Baumann aus Homburg, die vor einigen Wochen zu einer "Supernase" gekürt wurde, oder, wie es im passenden französischen Fachjargon heißt, zu einem "Maitre de parfums".

Zum Lehrstoff für die begehrte Auszeichnung als Duftexpertin gehörte nämlich nicht nur eine gute Nase, die gründlich an allen möglichen Essenzen geschult wurde, sondern auch die Kulturgeschichte des Parfüms, von der Antike übers Mittelalter, die Renaissance, die Barockzeit - bis heute.

Die Geburt des Parfüms, sagt Ulrike Baumann, die in Homburg die Filiale der CB-Parfümerie leitet, sei gar nicht in einem Dufthaus gewesen, sondern in den Handschuhmanufakturen von Paris. Im 16. Jahrhundert bestellte sich die vornehme Gesellschaft zarte Lederhandschuhe, die zuvor in eine Duftlösung eingelegt worden waren. Heute würden wir viele der damaligen Parfüms als viel zu penetrant empfinden, betont Ulrike Baumann, was daran liege, dass die (oftmals auch üblen) Gerüche in den Städten viel intensiver waren als heute und mit Duft übertüncht werden mussten.

Die Geburt unseres heutigen Parfüms leitete die Firma Guerlain ein, die 1889 ein Parfüm mit dem Namen "Jicky" herausbrachte. Es enthielt zum ersten Mal Kopf- und Herznoten, die dem Duft Tiefe verliehen, und war eine bisher noch nie dagewesene Kombination aus ganz verschiedenen Bestandteilen. Zutaten waren Bergamotte, Mandarine, Rosmarin und Zitrone, abgerundet durch Basilikum, Iriswurzel, Jasmin und Lavendel. Als Basisnote kamen Ambra, Gewürze, Leder, Sandelholz, Tonkabohne, Weihrauch und Zibet hinzu. "Das war eine ganz gewagte Mischung aus Kräutern, Gewürzen, Blumen, Hölzern, Zitrusfrüchten und tierischen Bestandteilen. Ein absolutes Novum", erklärt Ulrike Baumann. Damit war das moderne Parfüm erfunden.

Auch ganz neue Duftbausteine wurden kreiert, die heute unverzichtbar sind, zum Beispiel Chypre. François Coty schuf diese Note 1917 und benannte sie nach der Insel Zypern (franz. Chypre). Oder Fougère, ein Duftkonzept, das auf dem Zusammenspiel von Lavendel, Eichenmoos und Cumarin basiert, eine klassische Komposition von 1884, die wegweisend wurde für die Herrenparfumerie. Doch all dies ist lange her.
Wenn Ulrike Bauman sich erinnert, so war der größte Verkaufsschlager ihrer Berufslaufbahn der Duft "Poison", 1985 von Dior herausgebracht: "Alle fünf Sekunden ging weltweit eine Flasche Poison über den Ladentisch". Weitere Renner waren Opium von Yves St. Laurent (1977), Angel von Mugler (1992) und ckone von Calvin Klein, der erste Unisex-Duft des neuen Jahrtausends.

Das bis heute meistverkaufte Parfüm auf der Welt ist das 1921 von Coco Chanel und ihrem Parfumeur Ernest Beaux erschaffene Chanel No. 5. Was bevorzugt die frisch gekürte Supernase Ulrike Baumann? "Ich stehe auf Klassiker. Parfüms für eine Saison, die sich mit einem Promi-Namen schmücken, sind nicht mein Fall." Was ist für sie eine moderne Errungenschaft? "Dass Parfüm heute keine Angelegenheit der Superreichen mehr ist, sondern dass sich jede Frau ein gutes Parfum schenken lassen kann." Bestes Beispiel: das teuerste Parfüm der Welt war 1930 "Joy" von Jean Patou für umgerechnet über 1000 Euro. Heute, 80 Jahre später, gibt es das Eau de Toilette bereits für 39 Euro.

Auf einen Blick

Ein Maitre de Parfum muss sich auskennen mit Aromen, Essenzen, Duftstoffen und sollte über die Herkunft und Zusammensetzung und die Kulturgeschichte der einzelnen Düfte Bescheid wissen. Er/Sie muss in der Lage sein, verschiedene Rohstoffe zu bestimmen. 80 dieser Duftexperten gibt es in Deutschland, zwei davon im Saarland: Ulrike Baumann aus Homburg und Isabella Bernardi-Kici (Parfümerie Bähr) aus Saarbrücken. maa


Quelle: Von Merkur-Mitarbeiterin Christine Maack

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